Letzte russische Kohle für das Rostocker Kraftwerk - und dann?
Wir fordern: EnBW und RheinEnergie sollen das Rostocker Kohlekraftwerk bis 2025 stilllegen!
Am 31.5.2022 ist der wohl letzte große Kohlefrachter aus der russischen Hafenstadt Ust-Luga im Rostocker Hafen eingelaufen. Die Steinkohle ist für das Kraftwerk Rostock bestimmt, das jeweils zur Hälfte EnBW (50,4%) und der RheinEnergie (49,6%) gehört. Das bundesweite Embargo für russische Kohle tritt erst am 10. August 2022 in Kraft, sodass diese Lieferung rechtlich noch zulässig ist. Notwendig ist sie aber nicht: Die Kohlebunker des Kraftwerkes sind nach Angabe von EnBW derzeit vollständig gefüllt. Wir finden es sehr bedenklich, wenn EnBW jetzt noch einmal bis zu 83.000 t Kohle aus Russland einkauft und damit viel Geld in Putins Kriegskassen spült.
Woher die Kohle für das Rostocker Kraftwerk nach Inkrafttreten des Embargos importiert werden soll, will EnBW nicht sagen. Die Kohle einfach nur aus einem anderen Land zu importieren, ist auch keine gute Lösung. „Auch in Kolumbien und Südafrika gibt es massive Menschenrechtsverletzungen und Menschen, die sich dort für den Umweltschutz einsetzen, müssen nicht nur um ihr Leben fürchten, sondern immer wieder auch damit bezahlen,“ erläutert Fabian Hübner von Europe Beyond Coal. Import von Steinkohle aus den USA und Australien ist aus Umweltschutzsicht ebenfalls keine gute Option. So werden in den USA z.B. für die Kohleförderung ganze Bergkuppen weggesprengt, mit verheerenden Auswirkungen auf die Umwelt und die dort lebenden Menschen.
Schon am 19.05.2022, als bekannt wurde, dass der Frachter mit russischer Kohle auf Rostock zusteuert, haben wir den Vorstandsvorsitzender der RheinEnergie Herrn Dr. Steinkamp und den Aufsichtsratsvorsitzenden Herrn Petelkau (CDU) über die Kohlelieferung aus Russland informiert und zum Einlenken aufgerufen.
Auf die Fragen 1) mit welcher Steinkohle das Kraftwerk Rostock zukünftig beliefert werden soll und 2) was die bisherigen Gespräche mit EnBW über die vorzeitige Stilllegung des Kraftwerks Rostock ergeben haben, haben wir bisher keine Antwort erhalten.
Im Eckpunktepapier unseres Mediationsverfahrens wurde mit der RheinEnergie vereinbart, dass sie auf die EnBW jährlich einwirkt, das Kraftwerk Rostock deutlich vor 2030, nach Möglichkeit bis 2025, stillzulegen. Im vergangenen Sommer haben wir das Bürgerbegehren nicht durchgezogen unter der Bedingung, dass die RheinEnergie die in den Mediationsgesprächen zugesagten Maßnahmen umsetzt. Die Stilllegung des Rostocker Kraftwerkes bis 2025 ist nicht nur unsere, sondern auch Forderung der Rostocker Klimagruppen und der Wunsch der Rostocker Bürgerschaft.
Am 1.6.22 machten sich Rostocker Klimagruppen ihren Unmut Luft. Mit einem Boot fuhren sie in den Hafen in die unmittelbar Nähe von dem Kohlefrachter und hiesten ein Banner mit der Aufschrift „Russische Kohle befeuert den Krieg und das Klima“.
[Anmerkung: Bisher (Stand: 3.5.2022 – 12 Uhr) wurde der mit russischer Kohle beladene Frachter ‚Zagreb‚ noch nicht entladen, weil die Kohlebunker vollständig gefüllt und das Kraftwerk derzeit in Revision ist, also keine Kohle verbrannt wird. Der vollbeladene Frachter hat einen Tiefgang von 12,80 m.]
Weitere Berichterstattung unter:
Ostsee Zeitung: Seit Tagen auf Reede in der Ostsee: Warum ein Frachter voller Kohle nicht in Rostock einlaufen kann
26.5.2022 – Norddeutsche Neueste Nachrichten: Kohlefrachter aus Russland liegt seit Tagen vor Rostock