
Die Stadtentwässerungsbetriebe Köln: Auf dem Weg zur Klimaneutralität 2030!
Das Wichtigste in Kürze
Die Stadtentwässerungsbetriebe Köln (StEB Köln) haben sich ehrgeizige Ziele gesetzt: Bis 2030 will das Unternehmen für alle betrieblichen Aktivitäten und Bauemissionen Klimaneutralität erreichen. Die StEB Köln setzen dabei auf
- Erneuerbare Energien: Die StEB Köln erzeugen einen Großteil ihres Strombedarfs selbst – durch Photovoltaikanlagen und die Verstromung von Klärgas. Der bezogene Strom setzt sich seit 2021 ausschließlich aus erneuerbaren Energiequellen zusammen.
- Effizienzsteigerung: Durch technische Verbesserungen und optimierte Prozesse wird der Energieverbrauch reduziert.
- Biogasaufbereitung: Überschüssiges Klärgas wird aufbereitet und in das Erdgasnetz eingespeist.
- Elektromobilität: Die Fahrzeugflotte wird sukzessive auf Elektrofahrzeuge umgestellt.
- Forschung und Entwicklung: Die StEB Köln beteiligen sich an verschiedenen Forschungsprojekten, um neue Technologien zur Emissionsreduzierung zu entwickeln.
1. Klimaneutraler Betrieb als strategisches Ziel
Die Stadtentwässerungsbetriebe Köln (StEB Köln) haben sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 für alle betrieblichen Aktivitäten und Bauemissionen Klimaneutralität zu erreichen. Die StEB Köln übernehmen eine Vielzahl wichtiger Aufgaben, die für die Sauberkeit, den Schutz und die nachhaltige Nutzung von Wasser in der Stadt Köln entscheidend sind. Ihr Kerngeschäft ist es, das Abwasser Kölns zu reinigen, die Gewässer und Wasserkreisläufe in der Stadt zu gestalten und die Stadt vor Hochwasser und Überschwemmungen zu schützen (siehe https://youtu.be/oryG7CkQZxw).
Zur Realisierung des Klimaschutzes und unserer Energie-Vision streben wir für die direkt selbst verursachten Emissionen (Scope 1), für die indirekt Bezogene-Energie-Emission (Scope 2), sowie für alle anderen indirekten Emissionen, die im Rahmen unserer Wertschöpfungskette entstehen (Scope 3) bis zum Jahr 2030 eine CO2-Neutralität an.
Mit Blick auf den konkreten Fahrplan bedeutet das:
- Bis 2027 wollen die StEB Klimaneutralität der betrieblichen Emissionen mit Ausnahme der Prozessemissionen wie Lachgas und Methan erreichen.
- Bis 2030 soll auf dieser Grundlage Netto-Null-Emission für alle betrieblichen Aktivitäten und Bau-Emissionen erreicht werden.
- Bis 2027 soll die Bilanzierung insbesondere für Bauemissionen, Prozessemissionen und Einkauf verbessert werden.
2. Treibhausgas-Emissionen und CO2-Bilanz
Der Betrieb der Infrastruktur der StEB Köln erfordert den Einsatz unterschiedlicher Energieträger. Neben eigenem Biogas sowie elektrischem Strom und Wärme, die derzeit größtenteils in Blockheizkraftwerken (BHKWs) selbst erzeugt werden, kommen fossile Energieträger wie Erdgas (für BHKW) sowie Diesel und Benzin (für den Fuhrpark) zum Einsatz.
Die Klimabilanz der StEB Köln berücksichtigt die bezogene sowie die selbst erzeugte Energie. Erfasst werden die CO2-Äquivalente, die durch die Nutzung von Strom, Erdgas, Heizöl und Fernwärme, Diesel und Benzin verursacht werden. Zusätzlich werden die CO2-Äquivalente bilanziert, die durch die Verbrennung von Klärgas entstehen. Weitere klimarelevante Emissionen (zum Beispiel Methan, Lachgas) lassen sich laut StEB aktuell nicht beziffern. Geplant ist, die Emissionsbilanz weiterzuentwickeln und CO2-Äquivalente für alle Tätigkeiten der StEB Köln zu erfassen (z. B. auch Bau- und Beschaffungsprozesse, Scope 3). Zudem werden derzeit auf dem Großklärwerk Köln-Stammheim Erfahrungen bei der Messung von Lachgas-Emissionen gesammelt.
In den folgenden Graphiken wird ausgewiesen, welcher Anteil der CO2-Äquivalente bereits klimaneutral gestellt ist. Die verbleibenden, klimarelevanten Emissionen werden nach Bereichen (Klärwerke, Fuhrpark, Verwaltung) ausdifferenziert:

Gesamtemissionen an CO2 der StEB Köln
Quelle: StEB Umwelterklärung 2024, S. 40

Klimarelevante CO2-Äquivalente* der StEB Köln
Quelle: StEB Umwelterklärung 2024, S. 40
* klimarelevante Emissionen: Emissionen aus dem Energie- und Verkehrssektor (in Anlehnung an BISKO-Standard)
Stromverbräuche
Im Jahr 2023 betrug der Gesamtstromverbrauch der StEB Köln etwa 43 Gigawattstunden. Der Großteil mit etwa 70 Prozent entfällt dabei auf das Großklärwerk Stammheim. Der Rest verteilt sich auf die übrigen Klärwerke, das Kanalnetz sowie auf die Verwaltung in Köln-Merheim.

Energieverbrauch sowie Luft- und Lärmemissionen der StEB Köln
Quelle: StEB Umwelterklärung 2024, S. 60
Strommix
Rund 86 Prozent des benötigten Stroms produzieren die StEB Köln selbst durch ihre BHKWs (Verstromung von Faulgas und Erdgas) und ihre Photovoltaikanlagen. Beim bezogenen Strom handelt es sich um Ökostrom der RheinEnergie. Dieser Ökostrom ist mit einem CO2-Emissionsfaktor von 0 g CO2 pro Kilowattstunde gekennzeichnet. Seit dem Jahr 2021 setzt sich der „Strommix“ bei den StEB Köln ausschließlich aus erneuerbaren Energiequellen zusammen.

Kennzeichnung der Stromlieferung der StEB für 2022
Quelle: Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. BDEW (2023): Datenerhebung 2022 (Stand 07.08.2023)
Der Anteil des Stromverbrauchs, der durch fossile Energieträger erzeugt wird, ist in den vergangenen Jahren stark gesunken und erreichte 2022 mit knapp 160 Megawattstunden pro Jahr den Tiefststand der letzten 5 Jahre. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die Verstromung von Erdgas in den eigenen Blockheizkraftwerken drastisch reduziert wurde. Um überschüssiges Klärgas auf Erdgasqualität aufbereiten zu können, wurde eine Biogasaufbereitungsanlage errichtet, die 2024 in Betrieb genommen wurde.
3. Handlungsfelder für die Reduzierung von CO2-Emissionen
Photovoltaik, Windausbau, Speichermöglichkeiten nutzbar machen
Im Oktober 2022 haben die StEB den weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien in Form von Photovoltaikanlagen (PV) beschlossen. Unter anderem ist die Errichtung einer zusätzlichen Photovoltaikanlage auf dem Großklärwerk (GKW) Köln-Stammheim mit maximal 3,7 Megawatt Peak (MWp) geplant. Parallel werden zusätzliche nutzbare Flächen auf Dächern und Becken sowie mehrere große Freiflächenanlagen für die Bestückung mit PV-Modulen entwickelt.
Windkraftanlagen sind für das GKW Köln-Stammheim und das Außenklärwerk Köln-Langel in Planung. Darüber hinaus analysieren die StEB vorhandene oder zusätzliche Speichermöglichkeiten und Möglichkeiten für eine effizientere Steuerung des Verbrauchs.
Strom- und Wärmeerzeugung aus Klärgas
Auf dem Weg zur Klimaneutralität spielt das Großklärwerk (GKW) Köln-Stammheim eine große Rolle, das bereits 100 Prozent des elektrischen Energiebedarfes aus erneuerbaren Quellen bezieht. Das in den fünf Faulbehältern des GKW erzeugte Klärgas wird in einer BHKW-Anlage zur Strom- und Wärmeerzeugung verwertet. Ein Projekt zur Ertüchtigung und Erweiterung des Klärgasnetzes umfasste auch den Ersatz der drei veralteten drucklosen Gasspeicher gegen zwei neue Niederdruckbehälter. Da die Klärgasproduktion in Zukunft den Eigenbedarf übersteigt, haben die StEB eine Klärgasaufbereitungsanlage errichtet, um Überschüsse in das Erdgasnetz einzuspeisen. So kann das im GKW erzeugte Biomethan an anderen kommunalen Standorten fossiles Erdgas ersetzen. Die Inbetriebnahme erfolgte im Jahr 2024.
Co-Fermentation von Speisefetten
Die Klärgasmenge, die zurzeit über 15 Millionen Kubikmeter pro Jahr beträgt, soll durch die sogenannte Co-Fermentation (Zuführung von energiereichen biologisch abbaubaren Abfällen) weiter erhöht werden. Dabei werden beispielsweise die im Stadtgebiet gesammelten Fettabscheiderinhalte den Faultürmen zur Mitvergärung zugeführt. Nach einer ersten Annahmeschiene mit einer Kapazität von 15.000 Tonnen biogener Abfallstoffe konnte im Oktober 2022 eine zweite Annahmeschiene mit 35.000 Tonnen Kapazität in Betrieb genommen werden. Darüber hinaus besteht im GKW Köln-Stammheim auch die Möglichkeit, überschüssige Wärme in das bestehende Wärmenetz einzuleiten und dem nahen Wohngebiet zur Verfügung zu stellen. Laut Informationen der StEB werden mit der Abwärme aus der Stromproduktion auf dem Großklärwerk Stammheim 1.700 Wohnungen und 100 Einfamilienhäuser mit Fernwärme versorgt.

Entwicklung der Energieerzeugung im StEB-Geschäftsfeld Co-Fermentation
Quelle: „kompetenz wasser – Das Kölner Fachjournal für die Wasserwirtschaft“, StEB 2023, S. 31
Weitere Handlungsfelder umfassen die Dekarbonisierung der Mobilität sowie Forschung für den Klimaschutz. Die StEB beteiligen sich auch an zahlreichen Forschungsprojekten, um Treibhausgas-Emissionen noch weiter zu reduzieren und für noch mehr Energie-Effizienz.

Energiesystem des Großklärwerks Köln-Stammheim
Quelle: „kompetenz wasser – Das Kölner Fachjournal für die Wasserwirtschaft“, StEB 2023, S. 29
4. Ausblick
Neben Strom und Gas rückt mit der Biogasaufbereitung auch der Energiesektor Wärme immer stärker in den Fokus. Die Verstromung von Klärgas in BHKWs geht mit einer großen Menge an Abwärme einher. Im Winter wird diese für die Temperierung der Faulbehälter und die Beheizung der Betriebsgebäude bereits sinnvoll genutzt. Darüber hinaus anfallende Wärmeüberschüsse gehen an ein Nahwärmenetz der RheinEnergie, um Haushalte in der Umgebung zu beheizen. Im Sommer hingegen geht ein größerer Teil dieser Abwärme ungenutzt verloren. Hier setzen die StEB mit zusätzlichen Maßnahmen an: Durch den zukünftig erhöhten Anteil an PV-Strom und die Möglichkeit, Biogas in das Erdgasnetz einzuspeisen, kann das Blockheizkraftwerk besonders in den Sommermonaten dem Wärmebedarf entsprechend zurückgefahren werden – dadurch wird weniger Wärmeenergie verschwendet. Über die Jahreszeiten hinweg ergibt sich so ein effizienterer Energieeinsatz, der sich den saisonalen Gegebenheiten anpasst.
Für den Fortschritt in Richtung Netto-Null bis 2030 werden laut StEB die folgenden sechs Fokusthemen besonders relevant sein:
1) Energie: Effizienzsteigerung, regenerative Energien, Klärgasproduktion, Ökostrombeschaffung und Wärmekonzepte
2) Betriebsmittel und eingekaufte Waren: Nachhaltige Beschaffung und Verbrauchsreduzierung
3) Prozesse: Prozessemissions-Management, z.B. Biogasaufbereitung
4) Mobilität: Dekarbonisierung der Fahrzeugflotte und Einsatz alternativer Kraftstoffe
5) Investitionsgüter und Bautätigkeiten: Nutzung alternativer Baustoffe und Reduzierung von Bautätigkeiten durch alternative Lösungen
6) Sequestrierung und Kompensation beziehungsweise Abgabe von grüner Energie an Dritte: Biogasaufbereitung und Energie-Verkauf an die Stadt
Geplante Maßnahmen sind unter anderem:
–> Ausbau der regenerativen Energien im Klärwerks- und Kanalbetrieb um 8,6 Prozent und Effizienzsteigerung der Klärwerke und Pumpwerke um 9 Prozent bis 2030
–> Errichtung zusätzlicher PV-Anlagen auf dem Gelände des GKW Köln-Stammheim
Es erfolgt eine Potenzialabschätzung und Wirtschaftlichkeitsbetrachtung zur Errichtung von weiteren PV-Anlagen auf Frei- und Dachflächen des GKW Stammheim (bis 2026)
–> Errichtung zusätzlicher PV-Anlagen auf den Außenklärwerken und Pumpanlagen
Planung zusätzlicher PV-Anlagen auf Frei- und Dachflächen auf den Außenklärwerken und den Pumpanlagen der StEB Köln (bis 2026)
Klimawende Köln begrüßt den Einsatz der StEB im Sinne der Klimaneutralität. Die Klimaschutzmaßnahmen tragen nachvollziehbar dazu bei, CO2-Emissionen zu reduzieren. Die StEB leisten damit einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz und zur nachhaltigen Entwicklung der Stadt Köln. Scope 3 Emissionen sollten so gut wie möglich ermittelt und reduziert werden.