Freiflächen-Photovoltaik. Bild von PublicDomainPictures auf Pixabay

Klimaneutraler Badespaß: Wärmewende in den Kölner Bädern

Mit 2,5 Mio. Besucher*innen pro Jahr (2022) sind die Kölner Bäder nicht nur wichtige Freizeit- und Erholungsorte. Sie spielen auch eine zentrale Rolle für Gesundheit und Prävention, soziale Integration und Bildung in der Stadtgesellschaft. Schwimmen macht Spaß, hält fit, ermöglicht soziale Kontakte – und es kann Leben retten. Zugang zu Schwimmkursen, Aqua-Fit-Angebote, Vereinsleben oder einfach die Bewegung im Wasser: Dafür schlägt das Herz vieler Kölnerinnen und Kölner.

Gleichzeitig verursacht der Betrieb der Kölner Schwimmbäder einen hohen Energie- und Wärmebedarf und damit hohe Klimakosten. Entsprechend sind Schwimmbäder von steigenden Energiepreisen besonders betroffen. Um mittel- und langfristig sozialverträgliche Eintrittspreise zu sichern und Badespaß für Jung und Alt zu ermöglichen, müssen dringend nachhaltige Energie- und Wärmekonzepte für den Bäderbetrieb entwickelt werden. Ambitionierte Ziele und Maßnahmen für eine klimaneutrale Wärmeversorgung der Kölner Bäder sind außerdem ein wichtiger Baustein, um das vom Rat der Stadt Köln 2021 beschlossene Ziel der „Köln klimaneutral 2035“ zu erreichen.

Klimawende Köln setzt sich daher für eine klimaneutrale Wärmeversorgung der Kölner Bäder ein.

Eine zentrale Rolle spielt dabei die KölnBäder GmbH als kommunales Unternehmen und Tochtergesellschaft der Stadtwerke Köln. Sie betreibt im Stadtgebiet Köln 13 Bäderstandorte sowie vier Saunalandschaften, zwei Fitnessbereiche und eine Eisarena. In ihrer Unternehmensstrategie hat sich die KölnBäder GmbH zu Nachhaltigkeit und Klimaschutz verpflichtet. Die Energiekrise soll als Katalysator genutzt werden, um künftig noch energieeffizienter zu wirtschaften. Mit einzelnen Energiesparmaßnahmen, der Veröffentlichung eines ersten „Gemeinwohlberichts“, einem Energieaudit und der Einrichtung eines Arbeitskreises Nachhaltigkeit hat die KölnBäder GmbH erste Schritte in Richtung Nachhaltigkeit unternommen. Diese Schritte reichen jedoch noch nicht aus, um die Kölner Bäder zukunftsfähig aufzustellen und bis spätestens 2035 einen nachhaltigen klimaneutralen Betrieb zu gewährleisten.

Daher fordert Klimawende Köln:

  • die Verpflichtung der KölnBäder GmbH auf die Klimaziele der Stadt Köln und das Bekenntnis zur klimaneutralen Strom- und Wärmeversorgung bis 2035
  • die Erstellung eines Maßnahmenplans zur Dekarbonisierung der Wärmeversorgung  inkl. Informationen, wann die Wärmeversorgung für welches Schwimmbad wie umgerüstet wird
  • eine jährliche, öffentlich zugängliche Berichterstattung zur Entwicklung der Strom- und Wärmeverbräuche der einzelnen Bäderstandorte und der verursachten Treibhausgasemissionen sowie Information an den städtischen Ausschuss für Klima, Umwelt und Grün
Karte: KölnBäder
Übersicht der Kölner Bäder mit Angabe der installierten Wärmeleistung.
Quellen: KölnBäder GmbH, Marktstammdatenregister
* Das BHKW und der Kessel erzeugen Wärme für das Bad und die angrenzende Schule

Energie- und Wärmeversorgung der Kölner Bäder: Status Quo

Neun der 13 von der KölnBäder GmbH betriebenen Schwimmbäder haben eigene Kessel und Blockheizkraftwerke (BHKW), die von der RheinEnergie unterhalten und betrieben werden. Diese BHKWs werden mit Erdgas befeuert und erzeugen gleichzeitig Wärme und Strom. Das Naturfreibad Vingst hat als Freibad keine eigene Wärmeversorgung.

Drei Bäder – Agrippabad, Chorweilerbad und Kartäuserwallbad – sind an die Fernwärmenetze der RheinEnergie angeschlossen. Noch wird die Wärme für dieses Netze in den Heizkraftwerken Niehl und Merkenich durch die Verbrennung von Erdgas bereitgestellt.
In den nächsten Jahren plant die RheinEnergie als zuständige Energieversorgerin, im Stadtteil Niehl, in der Südstadt, Stammheim und in Merkenich vier große Wärmepumpen zu errichten, die bis 2029 ein Drittel  der Wärme für die Fernwärmenetze bereitstellen sollen.
Die RheinEnergie hat sich dem Ziel der Klimaneutralität bis 2035 verpflichtet und angekündigt, dass sie die restliche Wärmeversorgung durch Erdgas schrittweise von 2030 bis 2035 auf 100 % grünen Wasserstoff umstellen will.

Energie-und Wärmeverbrauch der von der KölnBäder GmbH betriebenen Schwimmbäder

Energie-und Wärmeverbräuche [MWh] 2022 2021
Erdgas 1.761 1.965
Strom
davon Ökostrom
10.034
10.034
7.262
7.262
Fernwärme 5.509 3.821
Nahwärme 13.898 11.807

Quellen: Stadtwerke Köln GmbH (2023): Nachhaltigkeitsbericht 2022, S.29

Lösungsansätze: Auf dem Weg zum klimaneutralen Badespaß

Technische Lösungen

Wärmepumpen

Wärmepumpen sind eine energieeffiziente und umweltschonende Möglichkeit, Schwimmbäder zu heizen. Sie nutzen Umgebungswärme und sind daher im Vergleich zu anderen Heizsystemen wesentlich energieeffizienter. Dies führt zu geringeren Betriebskosten und einem geringeren CO2-Ausstoß.

Eine erste exemplarische Prüfung der KölnBäder GmbH für das Ossendorfbad hat besondere Anforderungen für Schwimmbäder identifiziert. Unter anderem ist eine thermische Desinfektion bei 70 Grad sicherzustellen, was (zeitweise) hohe Temperaturen erforderlich macht. Die für eine Wärmepumpe benötigte Fläche muss vorhanden sein, was bei vielen Bädern im dicht besiedelten Stadtgebiet eine Herausforderung darstellen kann. Neben den Investitionskosten für die Anschaffung und den Einbau der Wärmepumpe ist auf Grund des hohen Energiebedarfs z.T. auch ein Ausbau des Stromnetzes nötig.

(Fern-)Wärmenetz

Darüber hinaus besteht die Option, weitere Bäder an das Fernwärmenetz anzuschließen. Eine Klimaneutralitätsstrategie setzt in diesem Fall voraus, dass es einen datenbasierten und nachvollziehbaren Dekarbonisierungspfad für die Fernwärme gibt. Zwar hat sich die Rheinenergie verpflichtet, die Wärmeversorgung bis 2035 klimaneutral zu stellen. Ein konkreter Treibhausgas-Reduktionspfad wurde jedoch bislang nicht vorgelegt.

Hybride Photovoltaikanlagen

Ergänzend können hybride Photovoltaik-Anlagen zum Einsatz kommen. Sie erzeugen Strom und die dabei entstehende Wärme kann für Heizzwecke im Bad nutzbar gemacht werden. Der Vorteil ist, dass die so gekühlte Photovoltaik-Anlagen effizienter arbeiten, also mehr Strom erzeugen können. Allerdings reichen die Leistungen solcher Anlagen für die Strom-und Wärmeversorgung eines Schwimmbads nicht aus.

Klimagerechte Weiterentwicklung der Regelungen des steuerlichen Querverbunds

Bereits jetzt wird jeder Schwimmbadbesuch mit ca. 7 € subventioniert, obwohl die Eintrittspreise mit 5,30-9,90 € (Tagestarif) in Köln deutschlandweit am höchsten sind. Für eine nachhaltige und sozial verträgliche Finanzierung der öffentlichen Schwimmbäder ist der sogenannte „steuerliche Querverbund“ ein wichtiges Instrument der deutschen Steuergesetzgebung. Er ermöglicht Städten und Kommunen, verschiedene Unternehmenseinheiten (z.B. Energieversorgung, Bäder, ÖPNV) in einem Konzern zusammenzufassen. Dadurch können Verluste aus defizitären Sparten, wie z.B. dem Betrieb von Schwimmbädern, mit den Gewinnen aus gewinnbringenden Sparten, wie z.B. der Energieversorgung, verrechnet werden. Dies führt zu einer niedrigeren Bemessungsgrundlage für die Körperschafts- und Gewerbesteuer und somit zu einer geringeren Steuerlast für das Gesamtunternehmen.

Die Einbeziehung von Bädern in den steuerlichen Querverbund setzt nach § 4 Abs. 6 S. 1 Nr. 2 (KStG) voraus, dass zwischen dem Bad und einem Versorgungsbetrieb „nach dem Gesamtbild der tatsächlichen Verhältnisse eine enge, wechselseitige technisch-wirtschaftliche Verflechtung von einigem Gewicht“ besteht. In der Praxis hat sich für die Einbeziehung von Bädern in den Querverbund der Betrieb eines BHKW im Bad etabliert. Für alternative, klimaschonende Varianten der Wärmeversorgung ist der steuerliche Querverbund bisher nicht offen. Sinnvoll wäre, wenn auch andere technische Versorgungslösungen wie z.B. Wärmepumpen den steuerlichen Querverbund herstellen könnten.

Der dringend erforderliche Umstieg auf eine klimaneutrale Wärmeversorgung für die Kölner Bäder wird durch diese Auslegungspraxis zusätzlich erschwert. Ziel muss es daher sein, die Voraussetzungen für die Einbeziehung von Bädern in den steuerlichen Querverbund nachhaltig mit den gesetzlichen Klimaschutzzielen in Einklang zu bringen und entsprechend auch andere, klimaneutrale Versorgungsmodelle als Begründung für den steuerlichen Querverbund zuzulassen. Der Verband kommunaler Unternehmen hat am 19.02.2024 eine Stellungnahme verfasst, in der entsprechende Vorschläge formuliert werden.

Klimaneutrale Bäder:Leuchtturmprojekte zeigen, wie es geht

Ein Blick über die Grenze zeigt, dass klimaneutraler Badespaß möglich ist: Schon 2023 wurde in Maastricht das erste Schwimmbad der Niederlande ohne Gasanschluss eröffnet. Es wird mit einer Wärmepumpe beheizt, die Wärme aus   Quellen nutzt. Im Sommer wird das Außenbecken mit auf dem Dach installierten Solarkollektoren erwärmt. 

In Deutschland gehen das Bad Georgenschwaige in München und das Gesundheitsbad am Flötenteich in Oldenburg klimaneutrale Wege. Beide sollen 2025 wiedereröffnet werden und eine Wärmeversorgung erhalten, die auf Wärmepumpen basiert. Der Strom dafür stammt aus eigener Photovoltaik, in Oldenburg gibt es sogar eine Floating-PV auf dem Flötenteich, und die Stadt prüft gerade die Möglichkeit der Nutzung von tiefer Geothermie. Ein ähnliches Konzept verfolgt das Kombibad in Memmingen, das  2026 wieder eröffnet werden soll. 

Wie Köln will auch  Bonn 2035 klimaneutral sein und setzt mit dem Rück- und Neubau des Kurfürstenbades in Bad Godesberg ein Zeichen: Die Strom-und Wärmeversorgung wird mit Wärmepumpen und Solaranlagen realisiert, für den Restenergiebedarf kommen ausschließlich regenerative Energien zum Einsatz. Die Eröffnung ist für 2027 geplant. 

Bei all diesen Beispielen erfolgt ein grundlegender Umbau der Bäder, der mehrere Jahre dauern kann und entsprechender Investitionen bedarf.

Klimaneutrales Köln: Andere städtische Akteure machen es vor

Immer mehr Kölner Unternehmen und Institutionen bekennen sich zu ehrgeizigen Klimazielen und wollen einen ambitionierten Beitrag zu Klimaschutz und Klimaneutralität leisten. So will beispielsweise die Kölner Messegesellschaft ihr Gelände bis zum Jahr 2030 klimaneutral ausstatten. Dazu werden neue Wärmepumpen und weitere Photovoltaik-Anlagen installiert.

In der Unternehmensstrategie der Kölner Verkehrs-Betriebe „Profil Zukunft“ wurde das Ziel verankert, ab 2035 mit dem gesamten Unternehmen klimaneutral zu sein. Hierfür wird ein umfangreiches Programm aufgesetzt. Der bei der KVB für die Straßenbahneneingesetzte Strom ist als Ökostrom bereits heute emissionsfrei

Die Perspektive der KölnBäder GmbH
Claudia Heckmann, Geschäftsführerin der KölnBäder, betont im Gespräch mit Klimawende Köln vor allem die Herausforderungen, die mit der dringend nötigen Dekarbonisierung der Wärmeversorgung verbunden sind.
Zum einen müssten soziale und ökologische Nachhaltigkeitsaspekte in Einklang gebracht werden: „Die KölnBäder verstehen unter nachhaltigem Handeln etwa auch, jungen Kindern sicheres Schwimmen beizubringen und eine nachhaltige Personalpolitik zu betreiben.“
Zum anderen seien der KölnBäder GmbH enge Grenzen gesetzt. „Wir sind als öffentliches Unternehmen der Stadt Köln in die Kommunale Wärmeplanung einbezogen und werden die zukünftige Energieversorgung mit der RheinEnergie planen“, so Heckmann. Technische Lösungsansätze seien für jedes Schwimmbad individuell zu bewerten. „Im Bereich Neubauten“, so Heckmann, „ist eine Umsetzung deutlich leichter ist als im Bereich der Bestandsbauten. Und auch die besonderen örtlichen Gegebenheiten spielen eine Rolle.“ Für Bestandsbäder ergäben sich bauliche Restriktionen, die bestimmte Lösungen behindern könnten und nur unter hohem finanziellem und zeitlichem Aufwand zu realisieren seien.

Aus Sicht von Klimawende Köln greift diese Perspektive zu kurz. Gerade weil die Zeit drängt, müssen kurzfristig konkrete Schritte definiert werden, um sukzessive in eine klimaneutrale Wärmeversorgung einzusteigen und den Prozess der Dekarbonisierung für die Kölner Bäder konkret anzugehen – auch im Sinne eines tragfähigen Konzepts, um nachhaltig wirtschaften und in Zukunft hohe Energiekosten vermeiden zu können.

Wie können die KölnBäder das Ziel „Köln klimaneutral 2035“ erreichen?

Uns ist bewusst: Gerade im Vergleich zu anderen öffentlichen Gebäuden wie Büros oder Schulen ist der Umbau der Schwimmbäder hin zu einer klimaneutralen Wärmeversorgung deutlich aufwendiger und komplizierter. Spezielle technische Anforderungen und die aufgrund des steuerlichen Querverbunds ungeklärte finanzielle Situation erschweren die Planung. Auch um die Daseinsvorsorge zu gewährleisten, werden die Schwimmbäder nur nacheinander mit klimaneutraler Wärmeversorgung ausgestattet werden können.

Aber genau deshalb
fordern wir dringend konkrete Maßnahmen, um eine zukunftsfähige Wärmeversorgung sicherzustellen und dem „klimaneutralen Badespaß“ in Köln einen Schritt näher zu kommen. Dazu zählen auch die Entwicklung eines konkreten Fahrplans zur Dekarbonisierung und die Prüfung und Umsetzung von Pilotvorhaben.

Wenn möglichst viele Schwimmbäder mit Wärmepumpen und Photovoltaik ausgestattet oder an die – grüne – Fernwärme angeschlossen werden könnten, wäre dies ein wichtiger Schritt zur Klimaneutralität.