Das Ende der Steinkohle-Ära
Mit dem Kohleverstromungsbeendigungsgesetz (KVBG) wurde am 8.8.2020 das Ende der Kohlekraftwerke in Deutschland bis 2035 (bzw. spätestens 2038) besiegelt.
In der letzten Zeit haben aber alle große Kraftwerksbetreiber einen deutlich früheren Steinkohleausstieg angekündigt:
RWE ist bereits 2021 ausgestiegen,
2024: Stadtwerke Bremen, Stadtwerke München
2026: STEAG, Enercity
2028: EnBW
2030: Vattenfall, ONYX, Hamburger Energiewerke.
GKM, Trianel und RheinEnergie haben sich bisher nicht zum Ausstieg aus der Steinkohle geäußert.
Wegen des Ukraine-Krieges mussten zahlreiche alte Steinkohlekraftwerke wieder zurück ans Netz. Einige dieser Kraftwerke werden derzeit von der Bundesnetzagentur als systemrelevant eingestuft und müssen daher betriebsbereit gehalten werden.
Dieser Artikel zeigt den aktuellen Stand der Steinkohleverstromung in Deutschland. Wir legen dar, welche Steinkohlekraftwerke in den letzten Jahren vom Netz gegangen sind. Außerdem zeigen wir, welche Energieversorger welche Kraftwerksblöcke beabsichtigen in den nächsten Jahren vom Netz zu nehmen bzw. welche bis zur gesetzlichen Abschaltung weiterlaufen sollen.
Steinkohle-Ausstiegspläne der Energieversorger
RWE - Rheinisch-Westfälisches Elektrizitätswerk AG
Betreiber | Kraftwerksblock | Nettoleistung in MW | Inbetriebnahme | Stilllegung / Netzreserve |
RWE | Westfalen E | 764 | 21.4.2014 | 08.07.2021 |
RWE | Ibbenbüren B | 794 | 19.6.1985 | 08.07.2021 |
Die Bereitschaftsphase der letzten zwei Steinkohlekraftwerke von RWE, Westfalen in Hamm und Ibbenbüren, endete am 7.7.2021. Seitdem betreibt RWE in Deutschland kein Steinkohlekraftwerk mehr.
EnBW - Energie Baden-Württemberg AG
Betreiber | Kraftwerksblock | Nettoleistung in MW | Inbetriebnahme | Stilllegung / Netzreserve | system – relevant |
EnBW | Walheim 1 | 96 | 10.9.1964 | 31.12.2028 | (31.03.2025) |
EnBW | Heilbronn HLB 5 | 125 | 25.8.1965 | 31.12.2026 | (31.03.2031) |
EnBW | Heilbronn HLB 6 | 125 | 3.7.1966 | 31.12.2026 | (31.03.2031) |
EnBW | Walheim 2 | 148 | 24.5.1967 | 31.12.2028 | (31.03.2025) |
EnBW | Stuttgart-Münster DT 12 | 45 | 1.1.1982 | 31.12.2025 | |
EnBW | Stuttgart-Münster DT 15 | 45 | 1.1.1984 | 31.12.2025 | |
EnBW | Altbach/Deizisau 1 | 433 | 21.6.1985 | 31.12.2026 | (31.03.2031) |
EnBW | Karlsruhe RDK 7 | 517 | 21.6.1985 | 31.12.2028 | (31.03.2031) |
EnBW | Heilbronn HLB 7 | 778 | 1.12.1985 | 28.02.2026 | angeordnet! |
EnBW | Kraftwerk Rostock A | 514 | 1.10.1994 | 31.12.2028 | |
EnBW | Altbach/Deizisau 2 DT | 323 | 29.5.1997 | 31.12.2026 | |
EnBW | Karlsruhe RDK 8 | 834 | 1.7.2014 | 31.12.2028 |
Die EnBW betreibt vorrangig im Südwesten Deutschlands Steinkohlekraftwerke. Auf der Aktionärsversammlung am 03.05.2023 kündigte der Vorstandsvorsitzende Herr Schell an, dass EnBW beabsichtigt, vorzeitig bis 2028 aus der Kohleverstromung auszusteigen.
EnBW schrieb uns am 10.08.2023:
„An drei Standorten ist EnBW bereits in der Umsetzung eines „Fuel Switchs“ von Kohle zu Gas und perspektivisch zu grünem Wasserstoff:
Stuttgart-Münster: 124 MW elektrisch (Inbetriebnahme: 2025)
Heilbronn: 675 MW elektrisch und bis zu 190 MW thermisch (Inbetriebnahme: 2026)
Altbach/Deizisau: 665 MW elektrisch und bis zu 180 MW thermisch (Inbetriebnahme: 2026)“
Von der Bundesnetzagentur wurde am 25.08.2023 für den Block 7 in Heilbronn die Stilllegung innerhalb von 30 Monaten angeordnet.
Auf der anderen Seite wurden von der Bundesnetzagentur die Kraftwerksblöcke Walheim 1 + 2, Heilbronn 5 + 6, Altbach/Deizisau 1 und Karlsruhe RDK 7 bis einschließlich 31.03.2025 als systemrelevant eingestuft.
UNIPER
Uniper ging aus E.on hervor und hat u. a. alle Atom- und Steinkohlekraftwerke von E.on übernommen.
Betreiber | Kraftwerksblock | Nettoleistung in MW | Inbetriebnahme | Stilllegung / Netzreserve | System – relevant |
UNIPER | Scholven B | 345 | 1.1.1968 | 30.11.2024 | (30.06.2025) |
UNIPER | Scholven C | 345 | 1.1.1969 | 31.03.2024 | (31.10.2024) |
UNIPER | Heyden 4 | 875 | 1.1.1987 | 31.03.2024 | (30.09.2024) |
UNIPER | Staudinger 5 | 510 | 1.1.1992 | 31.03.2024 | (31.03.2031) |
UNIPER | Datteln 4 | 1.052 | 30.5.2020 | 31.12.2038 |
Eigentlich wurden alle Steinkohlekraftwerksblöcke von Uniper (mit Ausnahme von Datteln 4) in Deutschland stillgelegt. Wegen des Ukraine-Krieges wurden diese aber kurzfristig und bis zum 31.03.2024 wieder zurück ans Netz geholt.
Die Bundesnetzagentur hat aber zwischenzeitig die Kraftwerksblöcke von Uniper wie folgend als systemrelevant eingestuft:
Heyden 4: 30.09.2024
Scholven C: 31.10.2024
Staudinger 5: 31.03.2025
Scholven B: 30.06.2025
Die Stilllegung von Scholven B wurde am 20.05.2022 für den 30.11.2024 angeordnet, was im Widerspruch zur Feststellung der Systemrelevanz steht. Der Kraftwerksblock muss also noch bis zum 30.06.2025 in Bereitschaft gehalten werden und kann erst danach endgültig stillgelegt werden.
Wegen der Verstaatlichung von Uniper hat die EU zur Auflage gemacht, dass das Kraftwerk Datteln 4 bis zum 31.12.2026 verkauft werden muss.
Aktuelle Presseberichte zur Stilllegung der Kraftwerke: Heyden 4,
Vattenfall
Betreiber | Kraftwerksblock | Nettoleistung in MW | Inbetriebnahme | Stilllegung / Netzreserve |
Vattenfall | Reuter West D | 282 | 14.12.1987 | 31.12.2030 |
Vattenfall | Reuter West E | 282 | 1.8.1988 | 31.12.2030 |
Vattenfall | Moabit | 89 | 27.2.1990 | 31.12.2030 |
Vattenfall betreibt nur noch drei Steinkohlekraftwerksblöcke in Berlin. Diese wollen sie bis 2030 stilllegen.
GKM – Grosskraftwerk Mannheim
Betreiber | Kraftwerksblock | Nettoleistung in MW | Inbetriebnahme | Stilllegung / Netzreserve | system – relevant |
GKM | Mannheim GKM 7 | 425 | 1.11.1982 | 04.06.2023 | (31.03.2031) |
GKM | Mannheim GKM 8 | 435 | 5.4.1993 | 31.12.2024 | |
GKM | Mannheim GKM 6 | 255 | 26.12.2005 | 31.12.2038 | |
GKM | Mannheim GKM 9 | 843 | 2.5.2015 | 31.12.2038 |
Am 7.8.2023 antwortete uns ‚Grosskraftwerk Mannheim‘ (GKM):
„Einen konkreten Abschaltplan für unsere Kraftwerksblöcke gibt es derzeit nicht. Auch lässt sich dies aus heutiger Sicht noch nicht genau beantworten.
Das Kohleverstromungsbeendigungsgesetz (KVBG) sieht in Deutschland den Ausstieg aus der Kohleverstromung bis Ende 2038 vor. Danach darf und wird im GKM keine Steinkohle mehr zur Strom- und Wärmeerzeugung einsetzen.
Aus diesem Grund arbeiten wir derzeit intensiv an der Transformation hin zu einer kohlefreien Energiebereitstellung. So errichten wir beispielsweise am GKM-Standort in Mannheim-Neckarau aktuell eine Großwärmepumpe und prüfen die Nutzung von Geothermie sowie Biomasse. Je nachdem, wann und in welchem Umfang Ersatzanlagen genehmigt, realisiert und im Markt sind, können unsere Kohleblöcke nach und nach vom Netz gehen.
Darüber hinaus können auch die Fortschritte beim Netzausbau Einfluss auf die Zeitpläne haben.“
In der fünften Stilllegungsausschreibungsrunde für Kohlekraftwerke am 1.3.2022 hat GKM Block 8 den Zuschlag erhalten. Dieser muss daher bis zum 31.12.2024 stillgelegt werden.
Wegen des Ukraine-Krieges wurde der schon stillgelegte Block 7 wieder in Betrieb genommen. Anders als üblich war der Betrieb nur bis zum 4.6.2023 befristet.
Dem widerspricht die Bundesnetzagentur mit der Feststellung der Systemrelevanz für GKM 7 bis zum 31.3.2025. Der Kraftwerksblock muss also noch bis zum 31.3.2025 in Bereitschaft gehalten werden und kann erst danach endgültig stillgelegt werden.
Steag - Steinkohlen-Elektrizität AG
Betreiber | Kraftwerksblock | Nettoleistung in MW | Inbetriebnahme | Stilllegung / Netzreserve | system – relevant |
STEAG | Weiher 3 | 656 | 24.9.1976 | 31.03.2024 | (31.03.2031) |
STEAG | Bergkamen A | 720 | 1.10.1981 | 31.03.2024 | (31.03.2026) |
STEAG | Völklingen, Fenne MKV | 179 | 1.8.1982 | 13.02.2024 | (31.03.2031) |
STEAG | Bexbach | 726 | 1.10.1983 | 31.03.2024 | (31.03.2031) |
STEAG | Herne 4 | 460 | 25.7.1989 | 31.03.2025 | |
STEAG | Völklingen, Fenne HKV | 211 | 30.11.1989 | 13.02.2024 | (31.03.2031) |
STEAG | Walsum 10 | 725 | 20.12.2013 | 30.06.2026 |
Die Kraftwerke Weiher 3, Bergkamen A, Bexbach, Völklingen Fenne HKV und Völklingen Fenne MKV ging auf Grund des Ukraine-Krieges wieder zurück ans Netz.
Die Bundesnetzagentur stuft die Kraftwerksblöcke Bergkamen A und Völklingen, Fenne MKV bis einschließlich zum 31.10.2024 und die Kraftwerksblöcke Weiher 3, Bexbach, sowie Völklingen, Fenne MKV und HKV als systemrelevant ein. Gegen die von der Bundesnetzagentur angeordnete Sicherheitsbereitschaft von zwölf Jahren hat Steag Beschwerde eingereicht.
Am Kraftwerksstandort Herne hat Steag ein neues großes Gaskraftwerk (657 MW) gebaut, welches seit dem 24.10.2022 in Betrieb ist. Wir sind bisher davon ausgegangen, dass nach einer Übergangszeit von einem halben Jahr das Kohlekraftwerk Herne 4 vom Netz genommen wird. Am 28.03.2024 hat Steag verkündet, dass die Stilllegung von Herne 4 zum 31.03.2025 beantragt wurde.
Dann bleibt als letzte Kohlekraftwerk der Steag nur noch Walsum 10 übrig, welches nach Auskunft von Steag zum 31.06.2026 vom Netz gehen wird.
Steag hat uns am 7.8.2023 geantwortet:
„Zur Beantwortung Ihrer aktuellen Anfrage möchte ich Sie auf unseren Nachhaltigkeitsbericht verweisen, den STEAG Ende Mai 2023 veröffentlicht hat und den Sie leicht auf unserer Homepage finden. Auf Seite 7 des Berichts finden Sie unter „Key Messages“ das vom Unternehmen formulierte Ziel, bis Mitte 2026 aus der Steinkohleverstromung in Deutschland auszusteigen und den Marktbetrieb der Kraftwerke zu beenden. Dies ist übrigens zwölf Jahre vor Ablauf der Frist, die das 2020 verabschiedete Gesetz zur Beendigung der Kohleverstromung (KVBG) setzt.
Einen detaillierten Abschaltplan für unsere thermischen Großkraftwerke in Deutschland gibt indes noch nicht. Den kann es derzeit auch noch nicht geben, da die Mehrzahl der STEAG-Kraftwerke von der Bundesnetzagentur als systemrelevant eingestuft ist. Das heißt, sie sind zur Stabilisierung des Stromnetzes bis auf Weiteres unverzichtbar. Nach dem Ausscheiden aus dem Marktbetrieb würden zumindest die systemrelevanten STEAG-Kraftwerke (erneut) in die Netzreserve überführt und anschließend in ständiger Betriebsbereitschaft gehalten, um bei Bedarf das Stromnetz stabilisieren zu können. Ich möchte aber ausdrücklich betonen, dass die Feststellung der Systemrelevanz keine unternehmerische, sondern eine regulatorische Entscheidung ist.“
Onyx
Betreiber | Kraftwerksblock | Nettoleistung in MW | Inbetriebnahme | Stilllegung / Netzreserve |
ONYX | Bremen, Farge | 350 | 1.1.1969 | 01.04.2024 |
ONYX | Zolling | 472 | 1.1.1985 | 21.02.2025 |
ONYX | Wilhelmshaven | 726 | 30.11.2015 | 31.12.2029 |
Onyx antwortete uns am 15.08.2023:
„Onyx Power betreibt vier Kraftwerke in Deutschland und den Niederlanden. Bis 2030 soll das Portfolio auf klimafreundliche Technologien umgestellt und neue Erzeugungskapazitäten aufgebaut werden. Parallel beendet Onyx Power entlang der staatlich definierten Ausstiegspfade die Kohleverstromung in Deutschland und den Niederlanden.
Am Standort Farge wird die Kohleverstromung nach derzeitiger Planung zum 31.03.2024 eingestellt. Für den Standort Zolling hat Onyx Power im Oktober 2022 den Zuschlag durch die Bundesnetzagentur im 6. Auktionsverfahren erhalten. Den Vorgaben der Bundesnetzagentur folgend soll die Kohleverstromung in Zolling zum 21.02.2025 ebenfalls eingestellt werden.
Der Kohleausstieg der Standorte Wilhelmshaven und Rotterdam folgt den staatlich definierten Ausstiegspfaden. Für den Standort Wilhelmshaven steht noch kein finales Datum für die Beendigung der Kohleverstromung fest. Die Kohleverstromung am Standort Rotterdam wird spätestens zum 31.12.2029 eingestellt.“
EPH - Energetický a průmyslový holding
Die EP Mehrum GmbH (EPM) ist alleinige Gesellschafterin der Kraftwerk Mehrum GmbH (KWM). Die EP Mehrum ist eine 100%ige Tochtergesellschaft der Energetický a průmyslový holding, a.s. (EPH).
Betreiber | Kraftwerksblock | Nettoleistung in MW | Inbetriebnahme | Stilllegung / Netzreserve |
EPH | Mehrum 3 | 690 | 24.8.1979 | 31.03.2024 |
Wegen des Ukraine-Krieges wurde das schon stillgelegte Kraftwerk Mehrum befristet bis zum 31.3.2024 wieder in Betrieb genommen.
Trianel
Betreiber | Kraftwerksblock | Nettoleistung in MW | Inbetriebnahme | Stilllegung / Netzreserve |
Trianel | Lünen | 746 | 1.1.2013 | 31.12.2038 |
Trotz mehrfacher Anfrage hat Trianel uns bisher nicht geantwortet.
Kohleausstieg einiger Stadtwerke
Betreiber | Kraftwerksblock | Nettoleistung in MW | Inbetriebnahme | Stilllegung / Reserve |
Enercity | Hannover, GKH 1 | 136 | 26.1.1989 | 31.12.2024 |
Enercity | Hannover, GKH 2 | 136 | 21.6.1989 | 31.12.2026 |
Stadtwerke Bremen | Bremen, Hastedt 15 | 119 | 16.12.1989 | 30.04.2024 |
Stadtwerke München | München, Unterföhring 2 | 333 | 15.12.1991 | 30.06.2024 |
Hamburger Energiewerke | Tiefstack | 154 | 1.4.1993 | 31.12.2030 |
Hamburger Energiewerke | Wedel 1 | 137 | 25.11.1993 | 31.12.2025 |
Hamburger Energiewerke | Wedel 2 | 116 | 25.11.1993 | 31.12.2025 |
Energieversorgung Offenbach | Offenbach | 54 | 18.10.1988 | 31.12.2029 |
Enercity schrieb uns am 17.08.2023:
„Enercity hat sich ein sehr ambitioniertes Ziel beim Kohleausstieg gesetzt und möchte den ersten Block möglichst bis Ende 2024, den zweiten Block möglichst bis Ende 2026 stilllegen.“
Die Hamburger Energiewerke haben uns am 15.08.2023 geantwortet:
„Die Hamburger Energiewerke setzen den Kohleausstieg Hamburgs um. Wir werden bis spätestens 2030 aus der Kohle aussteigen. Dafür wird zunächst das Heizkraftwerk Wedel 2025 durch den Energiepark Hafen abgelöst und der Energiepark Tiefstack ersetzt das Heizkraftwerk Tiefstack.“
Die Stadtwerke Bremen schrieben uns am 15.09.2023:
„Klimaschutz ist ein wichtiges Ziel für uns, aber eben auch die Versorgungssicherheit. Und mit Blick auf diese kann unser letzter Steinkohleblock in Hastedt erst dann mit gutem Gewissen stillgelegt werden, wenn die Wärmeversorgung für den Bremer Osten aus anderen Quellen gesichert ist. (…)
Um die Versorgungssicherheit zu verbessern und den CO2-Ausstoß weiter zu verringern bauen wir aktuell noch an einer etwa 7 km langen Verbindungsleitung zwischen unserem Fernwärmenetz im Norden und dem Ostnetz, in dem auch der Block 15 und das neue BHKW liegen (Mehr Informationen). Die Fertigstellung ist Anfang 2024 geplant und wird eine weitere CO2-Einsparung von rund 40.000 Tonnen pro Jahr bringen. Erst wenn bei einem Ausfall des BHKW oder einer Nichtverfügbarkeit von Gas die Kunden im Ostnetz auch teilweise aus dem Nordnetz mitversorgt werden könnten, können wir als Verantwortliche für die Wärmeversorgung des Bremer Ostens den Block 15 guten Gewissens außer Betrieb nehmen. Auf dieser Basis gehen wir aktuell davon aus, dass dies 2024 der Fall sein wird.
Zu Ihrer Frage zur Abstimmung mit Bundesnetzagentur und den vorgelagerten Netzbetreibern: Wir haben alle für eine Stilllegung im kommenden Jahr notwendigen Prozesse und Anfragen gestartet.“
Die Stadtwerke München antworteten uns am 25.09.2023:
„Die SWM wollten bereits im Sommer 2022 die Kohlenutzung einstellen, den Block 2 im Heizkraftwerk Nord auf Erdgas umstellen und ab der Heizsaison 2022/23 damit betreiben. Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine und die damit verbundene Energiekrise haben die Pläne verzögert.
Aktuell planen wir das Kohleende für Juni 2024. Danach erfolgt der Umbau auf Gasnutzung. Der Gasbetrieb soll dann spätestens zu Heizsaison 2024 (Anfang Oktober) aufgenommen werden.“
Kraftwerk Rostock
Das Kraftwerk Rostock wird von EnBW betrieben. Eigentümerinnen sind EnBW 50,4 % und RheinEnergie AG zu 49,6 %.
EnBW schrieb uns am 12.07.2023:
„Für unsere Beteiligungskraftwerke, also auch das Kraftwerk Rostock, gilt, dass die EnBW in Gespräche mit den jeweiligen Partnern eintreten und den Kohleausstieg im Dialog mit den Partnern vor Ort und mit Blick auf mögliche Zukunftsperspektiven der Mitarbeiter*innen vollziehen wird.
Eine detaillierte Befassung findet wie immer in den zuständigen Gremien statt. Insofern kann man zum jetzigen Zeitpunkt auch noch keine Details nennen. Nach 2028 planen wir dann, keine Erzeugung aus Kohle mehr am Markt zu haben.“
Die RheinEnergie hat uns trotz mehrfacher Nachfrage bisher noch kein Kohleausstiegsdatum benannt.
Exkurs: Ersatzkraftwerkebereithaltungsgesetz
Der Bundestag und der Bundesrat haben am 8. Juli 2022 im Rahmen des neuen Gesetzes zur ‚Bereithaltung von Ersatzkraftwerken zur Reduzierung des Gasverbrauchs im Stromsektor im Fall einer drohenden Gasmangellage‘ (Ersatzkraftwerkebereithaltungsgesetz) Änderungen des Energiewirtschaftsgesetzes sowie weiterer Gesetze beschlossen. Für Steinkohle- und Mineralölanlagen sind diese Neuregelungen am 11. Juli 2022 in Kraft getreten, für Braunkohleanlagen der neuen Versorgungsreserve am 30. September 2022. Die Neuregelungen gelten zeitlich begrenzt bis zum 31. März 2024. Das bedeutet: Kraftwerke, die wieder in Betrieb oder in die Reserve genommen wurden, werden ab diesem Termin wieder stillgelegt. Es sei denn, die Bundesnetzagentur entscheidet, dass bestimmte Kraftwerke systemrelevant sind.
Exkurs: Systemrelevanz von Kraftwerken
Wenn Energieversorger ihre Kohlekraftwerke nicht mehr betreiben wollen, z.B. weil diese nicht mehr wirtschaftlich sind, dürfen sie diese nicht einfach abschalten. Die Energieversorger müssen die geplante Stilllegung ihrer Kraftwerke mindestens 12 Monate vorher bei dem Übertragungsnetzbetreiber anzeigen. Diese prüfen dann umgehend die Systemrelevanz und teilt das Ergebnis der Bundesnetzagentur mit. Anschließend muss die Bundesnetzagentur die Stilllegung genehmigen. Ist ein Kraftwerk systemrelevant, muss dieses von dem Energieversorger für weitere 24 Monate betriebsbereit gehalten werden.
Welches Kraftwerk ist in Betrieb?
Auf der Website Energy-Charts vom Fraunhofer ISE kann man sich anzeigen lassen, welche der Kraftwerke tatsächlich in Betrieb sind und Strom fürs Netz liefern.
SteinkohleKraftwerke-Stilllegungsliste
Eine Liste aller großen Steinkohlekraftwerke, mit Angabe des Betreibers, der Inbetriebnahme und des Datums der Stilllegung bieten wir hier zum Download an.