Geschäftsbericht der RheinEnergie

Klimaschutz? Fehlanzeige.

– Kritik von Klimawende Köln am Geschäftsbericht der RheinEnergie AG von 2019 – 

Wir haben uns den aktuellen Geschäftsbericht der RheinEnergie angesehen und darin nach dem Wort „Klimaschutz“ gesucht. Leider wurden wir nur selten fündig. Und wenn, dann meist in Bezug auf Gesetze, Verordnungen und Maßnahmen der EU oder des Bundes.

Die RheinEnergie benennt im Bericht genau ein Klimaschutzziel, nämlich das der Stadt Köln, „bis 2030 50 % der Treibhausgase in Köln dauerhaft einzusparen“. Der Beitrag der RheinEnergie dazu? Eine Investition von 100 Mio. € in erneuerbare Energien bis 2025 [S. 3]. Das ist natürlich viel zu wenig! Unser Eindruck: Die RheinEnergie will sich nach wie vor nicht mit Klimaschutz beschäftigen und leistet nur das Allernotwendigste.

Keine Transparenz im Hinblick auf CO2-Emissionen

Die RheinEnergie versäumt es zudem, im Geschäftsbericht alle ihre Heizkraftwerke und Heizwerke, die mit Kohle und Gas betrieben werden, zu benennen und deren aktuelle CO2-Emissionen anzuführen. Dies halten wir aber für notwendig – die Kölnerinnen und Kölner müssen transparent über den CO2-Ausstoß informiert werden; außerdem darf eine so wichtige betriebswirtschaftliche Auskunft den Aktionär:innen nicht vorenthalten werden.

Darüber hinaus fehlt im Kapitel „Chancen & Risiken“ [S. 32ff.] die Angabe, wie hoch die Kosten der CO2-Zertifikate für die Kraftwerke in 2019 waren, und eine Abschätzung, wie sich die Kosten mittelfristig entwickeln werden. Derzeit liegt der Preis für CO2-Zertifikate bei 25-30€/t [S. 19]. Weiter hinten im Geschäftsbericht [S. 45] findet man die Angabe, dass die RheinEnergie in 2019 für Emissionsberechtigungen 34,9 Mio. € bezahlt hat.

Auf Seite 20 im Geschäftsbericht für 2019 schreibt die RheinEnergie:
Der Brennstoffeinsatz betrug insgesamt 10.261 GWh. Er lag um 25 % über dem Vorjahr. Hauptbrennstoff war Erdgas mit einem Anteil von etwa 91 % (2018: 84 %). Die brennstoffbedingten CO2-Emissionen aller Heiz- und Heizkraftwerke lagen bei rund 2,2 Mio. Tonnen, das waren rund 18,3 % mehr als im Vorjahr.“

Hier steht es nun also schwarz auf weiß: Die RheinEnergie ist keine Klimaschützerin, sondern heizt der Klimakrise durch immer höhere CO2-Emissionen noch ein! Wir müssen leider zusätzlich davon ausgehen, dass in den angegebenen Zahlen die CO2-Emissionen des Steinkohlekraftwerks Rostock noch nicht mit enthalten sind. Diese lagen 2018 bei 907.680 t (anteilig).

Den Verkauf von Erdgas hat die RheinEnergie im Vergleich zu 2018 um 9,1% auf 7.515.029 MWh gesteigert.

Infokasten:

Dem Konzernspiegel 2020 der „Stadtwerke Köln GmbH“ ist zu entnehmen, dass die RheinEnergie folgende Anlagen betreibt:

4 Heizkraftwerke (Niehl 2+3, Merkenich, Merheim, Südstadt)
4 Heizwerke
47 Blockheizkraftwerke (2018: 46)
392 Nahwärme-Objekte (2018: 380)

Die Erzeugung von Nutzwärme ist 2019 um 20,7 % auf 7.638 GWh gestiegen. Der Energieeinsatz (z. B. Brennstoffe wie Braunkohle und Erdgas) hat um 23 % auf 11.095 GWh zugenommen. Wir gehen davon aus, dass das Kohlekraftwerk Rostock in dieser Rechnung nicht enthalten ist. Dort wurden 2019 für die RheinEnergie ca. 898.091 t (Prognose) Steinkohle verbrannt. [Geschäftsbericht der RheinEnergie HKW Rostock GmbH 2018]

Die Steinkohlekraftwerke werden verschwiegen

Wir sind insgesamt überrascht, wie die Steinkohlekraftwerke im Geschäftsbericht unter den Teppich gekehrt werden. So heißt es auf Seite 25, dass die RheinEnergie ein regionales Unternehmen sei und sich „ausschließlich im Rheinland“ engagiere. Das ist faktisch falsch. Die RheinEnergie ist mit 50 % am Steinkohlekraftwerk in Rostock und an einem Kohlekraftwerk in Rumänien beteiligt. (Warum die RheinEnergie an dem rumänischen Kohlekraftwerk in Cluj-Napoca beteiligt ist, werden wir erfragen, und wir werden außerdem prüfen lassen, ob dies kommunalrechtlich zulässig ist.)

Im Geschäftsbericht ist außerdem nicht angeführt, für wie viele Stunden das Kraftwerk Rostock 2019 aus wirtschaftlichen Gründen nicht in Betrieb war. Diesen Punkt halten wir insbesondere für den Geschäftsbericht 2020 wichtig, da wir wissen, dass das Kraftwerk von Anfang Februar bis Anfang Juni 2020 aus betriebswirtschaftlichen Gründen nicht am Netz war.

Die RheinEnergie scheint allerdings das Risiko erkannt zu haben, dass Kohlekraftwerke zukünftig nicht mehr wirtschaftlich sind, insbesondere, wenn die CO2-Zertifikate-Preise und Brennstoff-Kosten weiter steigen [S. 34]. Sie hat das Kohlekraftwerk Rostock bereits mit 45 Mio. € abgeschrieben, wie man am 23.6.2020 im Kölner Stadtanzeiger lesen konnte.

Dazu heißt es im Geschäftsbericht: „Große Auswirkungen ergeben sich durch diese Preisentwicklung insbesondere auf die Wirtschaftlichkeit der Stromerzeugungsanlagen. Das niedrige Strompreisniveau der letzten Jahre hat die wirtschaftliche Situation von Kraftwerksanlagen trotz einer mittlerweile erfolgten leichten Erholung unter Druck gesetzt und bei der RheinEnergie in den letzten Jahren zu nennenswerten Abwertungen verschiedener Kraftwerke geführt. Bei einer negativen Entwicklung der Differenz zwischen den Verkaufserlösen für Strom und den dafür anfallenden wesentlichen Erzeugungskosten besteht das Risiko, dass neben den negativen Auswirkungen auf die Wertschöpfung in zukünftigen Jahren weitere Wertberichtigungen auf Erzeugungsanlagen des RheinEnergie-Portfolios notwendig sein können.“ [Seite 34]

Wie viel Strom und Wärme erzeugt die RheinEnergie selbst?

Die RheinEnergie macht keine klaren und nachvollziehbaren Angaben über die installierte Leistung und die tatsächliche erzeugte Menge an Strom und Wärme aus ihren eigenen Photovoltaik- und Windkraft-Anlagen bzw. zur Nutzung von Biomethan in BHKW. [S. 29-30]

Wir wünschen uns, dass die RheinEnergie auch die installierten Kraftwerksleistungen und die selbst erzeugte Strom- und Wärmemenge transparent macht. Schließlich haben wir Kölner:innen doch ein Recht zu erfahren, wie autark die RheinEnergie ist bzw. wie viel Strom und und Wärme sie hinzukaufen muss. In ihren mit 16,4 Millionen Euro finanzierten Werbekampagnen stellt sich die RheinEnergie zudem gern als „Vorreiterin“ in Sachen Klimaschutz und Energiewende dar. Umso stärker sehen wir sie in der Pflicht, zumindest im Geschäftsbericht anzugeben, wie viel Strom und Wärme sie tatsächlich in eigenen Erneuerbare-Energie-Anlagen erzeugt.

Die Chancen und Risiken werden völlig falsch eingeschätzt

Bedauerlicherweise erweckt das Kapitel „Chancen und Risiken“ [S. 33] den Eindruck, dass die RheinEnergie den Anstieg des Erneuerbare-Energie-Anteils als Risiko für ihre fossilen Kraftwerke ansieht. Diese Haltung ist unverständlich und nicht mehr zeitgemäß – erneuerbare Energien sind auch für die Energieversorger eine positive Chance. Umgekehrt gilt aber: Die RheinEnergie geht ein großes betriebswirtschaftliches Risiko ein, wenn sie nicht im Einklang mit dem Klimaschutzzielen von Paris handelt. Eine Investition von 100 Mio. € in die erneuerbaren Energien bis 2025 wird hierfür bei Weitem nicht ausreichen. Dieses Risiko wird aber im o. g. Kapitel nicht erwähnt. Eine realistische Chancen-und-Risiken-Abwägung hat die RheinEnergie hier also nicht vorgenommen.

Die RheinEnergie AG stellt im Interview mit Herrn Dr. Steinkamp im Kölner Stadtanzeiger vom 23.05.2020 drei wichtige Ziele für die Energieversorgung in den Vordergrund: Klimaschutz, Versorgungssicherheit und Bezahlbarkeit. Leider kann man in dem Geschäftsbericht bei keinem dieser Ziele Fort- oder Rückschritte nachvollziehen.

Wir von Klimawende Köln fordern daher von der RheinEnergie AG, zukünftig in ihren Geschäftsberichten

  • ein Kapitel, in dem der Klimaschutz offen und nachvollziehbar dargestellt wird,
  • die Angabe, wie viel Braunkohle, Steinkohle und Erdgas [in t und GWh] in den einzelnen Heiz- und Heizkraftwerken verbrannt wurden,
  • die CO2-Emissionen aller Heiz- und Heizkraftwerke einzeln anzugeben,
  • die installierte elektrische und Wärme-Leistung aller Heiz- und Heizkraftwerke einzeln anzugeben,
  • die tatsächlich erzeugten Strom- und Wärmemengen aller Heiz- und Heizkraftwerke einzeln anzugeben,
  • die summarische Angabe der CO2-Emissionen für ihre Blockheizkraftwerke,
  • die summarische Angabe der CO2-Emissionen für ihre Nahwärme-Objekte,
  • und analog eine differenzierte und nachvollziehbare Angabe für die installierte Leistungen und erzeugte Strom- und Wärmemengen für die einzelnen erneuerbaren Energien (Windkraft, Photovoltaik, Biogas, Geothermie, Wasserkraft, …)

Genau diese Angaben haben wir von der RheinEnergie für die Jahre 2007 bis 2019 erfragt und bedauerlicherweise bisher nur bruchstückhaft erhalten.